Welch ein Schatz ginge der Menschheit verloren, wenn die Kultur der Tuareg für immer verschwinden würde? Aus sehr persönlicher Sicht berichtet die Autorin über die zwei Jahrzehnte ihrer Begegnungen mit den Nomaden in der südlichen Sahara. Ein historischer und politischer Überblick ermöglicht Einblicke in die aktuell dramatische Entwicklung.
Autorin: Désirée von Trotha
ISBN: 978-3-944251-02-8
CINDIGO, Klappenbroschur 464 Seiten, 74 Farbbilder … zur Leseprobe
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K 3 (Mittwoch, 26 Juni 2013 06:43)
Eindrucksvoller Einblick in das Leben der Tuareg
Ob sehr kalt oder extrem warm, ob in klirrendem Eis oder glühendem Sand, die letzten auf unserer Erde verbleibenden, andersartigen Kulturen, die sich dem Assimilationsprozess der Globalisierung stellen müssen, sind es wert, intensiver betrachtet zu werden. Zwanzig Jahre Leben bei den Tuareg sind keine Kleinigkeit. Die Autorin Désirée von Trotha hat diesen Lebensweg gewählt. Eine Pendlerin zwischen den Kulturen. Anhand von Familiengeschichten einer Sippe der Schmiedekunst gewährt das Sachbuch tiefe Einblicke in die Denk- und Lebensweise der Tuareg. Von Geburt bis zum Tod wird dem Leser bewusst, welch tiefe, soziale Beziehungen zwischen und unter Frauen und Männern, Kindern und Großeltern sowie entfernten Verwandten bestehen. Soziale Bindungen, die es bisher erlaubten, den harten Umweltbedingungen der Wüste zu widerstehen. Doch immer währende politische Unruhen, fortschreitende Desertifikation und stetig wachsende Einflüsse einer westlichen Zivilisation
erfordern Anpassung. In Lebensbildern wird beschrieben, wie sich die Betroffenen dem Strudel der Veränderungen stellen.
463 Seiten, sehr schön bebildert und mit Gedichten und Lebensweisheiten unterteilt, lassen den Leser nicht mehr los. Es ist ein Puzzle zusammengesetzt aus privaten Episoden, detaillierten Beschreibungen und politischen Betrachtungsweisen. Jedes Teil eine neue Erfahrung. "Aber nur wer versucht zu sehen, kann vielleicht einmal ein wenig erkennen". Für mich eine Kernaussage, die mich gefesselt hat, das Werk als ungemein spannend und süchtig nach mehr zu verschlingen. Hochachtung und Respekt gelten auch dem Lebensweg der Autorin und ihrer literarischen Fähigkeit. Oft werden Kapitel oder nur einzelne Abschnitte mit einem kurzen prägnanten Hauptsatz abgeschlossen, der nicht besser formuliert sein kann. Diese Buch ist uneingeschränkt lesenswert und verdient die beste Bewertung. 5 Sterne.
CS (Sonntag, 04 August 2013 10:35)
Bei einem Abendessen unterhielten sich einige Gäste über die Tuareg. Ich merkte bald, dass ich davon keine Ahnung hatte. Mir wurde das Buch "Die Enkel der Echse" empfohlen und jetzt weiß ich auch, warum. Die Autorin hat nämlich einen guten Trick gewählt: Sie erzählt von den sehr persönlichen Lebenslinien einzelner Tuareg (Frauen, Männer, Kinder) und zeigt ihre Fotos dazu. So entstanden bei mir völlig neue Bilder im Kopf; ich glaubte, die beschriebenen Personen fast zu kennen. Für diese Horizonterweiterung möchte ich der Autorin danken. Mir ist allerdings unbegreiflich, wie sie es durchhält, seit 20 Jahren sechs Monate im Jahr in der Sahara zu leben.
Ich wünsche mir einen 2. Band der Autorin. In dem sollte zur Sprache kommen, welche Bilder die Tuareg im Kopf haben, wenn sie umgekehrt an uns Europäer denken. Eines fand ich schon im Buch: "Bei Euch ist es viel zu grün!"
B.L. (Sonntag, 04 August 2013 10:35)
"Die Enkel der Echse" sind die Schmiede, genannt Inadan, der Tuareg, die sich selbst Tamaschek nennen. Désirée von Trotha beschreibt sehr poetisch und feinsinnig die Geschichte der Schmiedefamilie des Koumana aus Agadez. Zahlreiche Gedichte, Erzählungen, Liedertexte und Sprichwörter bringen uns die Poesie der Tamaschek näher. Beschreibungen des rituellen Verhaltens bei Geburt, Werbung, Hochzeit und Tod führen uns die uralte und noch existierende vorislamische Tradition und einen sehr offenen Islam vor Augen. Im Zentrum steht Bescheidenheit und Schamgefühl - tekerakit - Respekt vor der Natur und dem Mitmenschen.
Entsprechend dramatisch haben die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre das Leben der Tamaschek verändert: Eindringen der viehzüchtenden Haussa, Übergriffe zurückkehrende Söldner Gaddafi `s und der Soldateska der malischen Armee, Korruption und Schmuggel der Drogenbarone Algeriens, Ausbeutung durch die Urankonzerne, immer wieder gescheiterte Revolutionen der Tuareg und letztendlich im Jahr 2013 der Bürgerkrieg nach dem Eindringen der islamistischen Salafisten.
Désirée von Trotha,die als Tochter, als Schwester und Freundin in die Familie der Schmiede aufgenommen wurde, zeigt uns in sehr klarer Sprache das reale Bild des Wandels und der Anpassung, der Chancen und Gefahren. Die letzte Waffe der Kel Tamaschek ist die Gitarre, die Musik, die Poesie. Sie ist die letzte Hoffnung ?
Ein unbedingt lesenswertes Buch für alle, die sich für die Tamaschek, die Sahara und das Leben jenseits der Schlagzeilen der Medien interessieren.
B.L.
Ulrike Sonnenberg (Sonntag, 04 August 2013 10:36)
Hab den Film dazu gesehen,und das Buch ist gleichermaßen berauschend und erschütternd. Aber sehr empfehlenswert und interessant. Die Autorin lebt selbst mit den Tuaregs und schreibt authentisch aus Erfahrung. 5 Sterne
Buchhandlung am Nordbad (Freitag, 03 Februar 2023 17:30)
Guten Tag,
ich warte dringend auf das Buch "Die Enkel der Echse", das ich bereits im Dezember bei Ihnen bestellt hatte. Sie wollten es im Januar vorbei bringen. Bitte melden Sie sich bei uns, damit ich dem Kunden sagen kann, ob er das Buch noch bekommt.
Viele Grüße,
Marielle Krammel